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18.11.22 – Marrakesch

Die vorletzte Nacht in Marrakesch und wieder wurde ich durch den Ruf des Muezzins geweckt. Wir genossen noch einmal das üppige, traditionelle Frühstück, denn am nächsten Tag mussten wir leider sehr zeitig zum Flughafen aufbrechen und hatten keine Chance mehr auf das Essen.

Kurz vor um 9 verließen wir das Riad, schlenderten durch die sich noch im Halbschlaf befindende Medina zur Medersa Ben Youssef. Die ehemalige Koranschule aus dem 16. Jahrhundert gehört seit ihrer aufwändigen Restaurierung zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Marrakesch, weshalb ich gern so früh wie möglich hinwollte, um den Ort noch etwas ohne die Touristenströme genießen zu können. Und der Plan funktionierte. Der Eintritt betrug 50 Dirham und bis auf eine kleine Schulklasse befanden wir uns eine gewisse Zeit fast alleine im Gebäude.

Für mich gehört die Medersa Ben Youssef zu den beeindruckendsten Bauten in Marrakesch. Der gesamte Innenhof ist von wundervollen Mosaiken eingefasst, die Wände und Säulen schmücken wunderschöne Schnitz- und Stuckarbeiten. Einen traumhaften Blick darauf hat man aus der zweiten Etage. Hier befinden sich die Kammern der Koranschüler, die um kleine Lichthöfe angeordnet sind. Überall finden sich versteckte Räume und verwinkelte Gänge. In einigen Innenhöfen hingen Fernseher, die die umfangreichen Restaurierungsarbeiten der letzten Jahre zeigten.

Durch die roten Gassen schlenderten wir weiter zum Jardin Secret. Im Original hatten wir den Jardin Majorelle besuchen wollen, doch da auch vielen Internetseiten stand, dass dieser leider etwas überbewertet wird, entschieden wir uns für den nicht ganz so stark besuchten Jardin Secret. Ein weiterer Ort, an dem ich gerne sehr viel länger verweilt hätte. Vermisst man sonst in der Stadt Bäume und andere Grünpflanzen, so steht man hier in zwei unterschiedlichen Gärten, voll spannender und ungewöhnlicher Pflanzen und das direkt in der Altstadt. Es gibt einen islamischen und einen exotischen Teil, die einst als Gärten zweier Riads angelegt wurden und schließlich zusammengelegt wurden.

Überall gibt es Sitzgelegenheiten inmitten der Pflanzenwelt, die zum Pausieren einladen.
Was uns ebenfalls dazu verleitet hat, diesen Ort zu besuchen, war der darin befindliche Turm, von dem man, nach einem extra Eintritt (80Dh normaler Eintritt, zusätzlich 40Dh für den Turmbesuch), einen tollen Blick über die Altstadt hat, sogar bis zum Königspalast, in dem der König residiert, sollte er mal in Marrakesch sein. Dieser Turm ist eines der wenigen hohen Gebäude der Stadt, da nichts das Minarett überragen darf.
Bevor wir uns wieder ins Altstadtgetümmel stürzten, gönnten wir uns noch einen Cocktail (50Dh) im Café des islamischen Gartens. Sonnenschirme boten dabei ausreichend Schatten.

Während wir durch die Medina spazierten, stießen wir auf ein kleines Straßenrestaurant, etwas abgelegen auf einem schmalen Platz. Obwohl sonst kein anderer Gast zugegen war und weder der Besitzer noch seine Frau englisch sprachen, entschlossen wir uns hier zu bleiben. Mit Händen und Füßen bestellten wir Pastilles mit Huhn und eine vegetarische Teigtasche, die wir uns teilten. Es war sehr lecker.
In einer benachbarten Bäckerei nahmen wir anschließend noch verschiedene Backwaren mit, um uns einfach durchprobieren. So richtig entscheiden hätten wir uns sowieso bei der enormen Auswahl nicht können.

Auf dem Heimweg passierte das, was wir die letzten Tage recht gut hatten vermeiden können: Wir wurden angequatscht und wurden den älteren Herren nicht mehr los. Wie auch immer er es schaffte, wir folgten ihm durch das Gassengewirr bis zu seinem Laden, bei dem es laut seiner Beschreibung tolle Gewürze gab. Das stimmte auch, allerdings waren wir bereits reichlich eingedeckt und brauchten nichts. Dennoch bewunderten wir die Auslage ausgiebig und versprachen wiederzukommen, ehe wir uns endlich verabschieden konnten.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir, nachdem wir unsere Koffer gepackt hatten, auf den Liegen der Dachterrasse, bis zu meinem Termin im hauseigenen Hamam, den ich bereits am zweiten Tag gebucht hatte. Während Jenny weiter auf der Dachterrasse entspannte, betrat ich den sehr kleinen Spa-Bereich, der an den Innenhof grenzte. Eine ältere Dame begrüßte mich und führte mich, nachdem ich meine Kleidung bis auf den Slip losgeworden war, in den angrenzenden Raum, der bereits ordentlich mit Wärme und Dampf gefüllt war. Nachdem über mir ein Eimer mit Wasser ausgekippt worden war, wurde ich zunächst mit Öl eingerieben, bevor ich für eine Weile auf einer der Steinbänke im nur von einer Kerze beleuchteten Raum ruhen durfte.
Anschließend rieb mich die Dame von Kopf bis Fuß mit einem Peelingschwamm ab, sodass ich das Gefühl bekam, hier wirklich wieder mit Babyhaut herauszukommen.
Die folgende Ganzkörpermassage war eine recht ölige Angelegenheit, aber herrlich entspannend. Auch wenn die etwas korpulente Dame in dem engen Raum etwas Probleme hatte, um die Liege herumzukommen.

Am Abend, nachdem wir unsere Rechnung mit dem Riad beglichen hatten (teils bar, teils mit Karte), begaben Jenny und ich uns ein letztes Mal in das Gassengewirr. Wir wollten noch einmal essen gehen, allerdings hatten wir unser Budget etwas knapp bemessen, denn viele Restaurants nahmen keine Kartenzahlung an und wenn, nur gegen hohe Gebühren. Deshalb schied das Restaurant, das wir uns im Vorfeld ausgespäht hatten, aus und wir landeten schlussendlich in einem Restaurant, das wir vorher bereits schon einige Male passiert hatten. Auf der Dachterrasse mit Blick auf das Minarett der nahegelegenen Moschee verzehrten wir ein leckeres Chicken Sandwich, das dezent an Döner erinnerte. Inzwischen wurden die Temperaturen in den Abendstunden deutlich kühler, so kehrten wir alsbald ins Riad zurück.